Sonstiges

Freitag, 15. Mai 2015

Reiche einsame Ehefrauen und Mütter - gesellschaftliches Tabu



In meiner Praxis begegnen mir immer wieder Frauen die einen reichen Mann, tolle Kinder, großes Haus und auch sonst alles haben was sich viele andere wünschen. Sie sehen gut aus, sind teuer gekleidet, gesellschaftlich anerkannt, die Kinder besuchen Privatschulen und sind gut erzogen. Eine Traumfamilie könnte man meinen. Dass sich dahinter oft eine sehr traurige und einsame Frau verbirgt würde wohl kaum einer vermuten.

Viele dieser Frauen haben mit der Hochzeit, spätestens mit der Geburt des ersten Kindes ihr bisheriges berufliches und gesellschaftliches Leben aufgegeben. Schließlich haben sie jetzt einen reichen Mann und müssen sich um ihren Lebensunterhalt nicht mehr selbst kümmern. Sie gehen jetzt voll in ihrer Rolle als repräsentative Ehefrau und Mutter auf. Bei manchen funktioniert das auch ganz gut, vor allem, wenn sie von ihrem Mann und seiner Familie voll akzeptiert und respektiert werden, wenn ihre Leistungen als Ehefrau, Mutter und Hausfrau entsprechend gewürdigt werden.

In meiner Praxis erlebe ich leider oft sehr unglückliche und einsame Frauen in dieser Konstellation. Sie haben in reiche Familien eingeheiratet, wo die männlichen Familienoberhäupter bestimmen wo es lang geht und dabei auch vor den Ehen ihrer Söhne keinen Halt machen. Die Söhne sind meist ebenfalls als kleine Patriachen erzogen worden und gestatten ihren Ehefrauen gerade soviel Individualität wie unbedingt nötig. Die Männer selbst sind sich dessen oft nicht bewusst, sie behandeln ihre Frauen gut, sie kümmern sich liebevoll um die Kinder, wenn auch oft nur soweit es ihnen selbst Vergnügen bereitet.

Jedoch finden diese Frauen in ihrer angeheirateten Familie trotz aller Bemühungen meist nicht genügend Anerkennung und spüren, dass sie hier nur geduldet sind. Im Außen ist dies ist vor allem bei gesellschaftlichen Treffen in Form von spitzen Bemerkungen und demütigenden Worten zu erkennen, die diese Paare sich gegenseitig zu werfen oder die sie von der Familie erhalten.

Um die Frauen bei Laune zu halten und sie zu beschäftigen bekommen sie dann meisten mehrere Kinder und gesellschaftliche Aufgaben. Diese Aufgaben wollen die Frauen möglichst perfekt meistern um ein makelloses Bild nach außen abzugeben, um die fehlende Anerkennung somit wenigstens von Außenstehenden zu erhalten. Dabei sind sie manchmal auch overdressed und geben sich überglücklich. Oft spielt bei diesen Frauen auch der Alkohol eine größere Rolle, das tägliche Glas Wein gehört zum Alltag dazu und wird als ganz normal empfunden.

Durch die fehlende Anerkennung und Wertschätzung innerhalb der Familie und durch den fehlenden Ausgleich eines eigenen erfolgreichen Berufes steigt die Unsicherheit dieser Frauen, während die Selbstachtung sinkt. So haben sie oberflächlich gesehen alles und doch nichts von Wert. Die Kinder und ein Ehevertrag zu ihren Ungunsten lässt sie trotzdem weitermachen in der Hoffnung, dass es irgendwann besser wird.

Das große Problem dieser Frauen ist vor allem, sie können sich niemanden anvertrauen. Eine meiner Klientinnen meinte "Wenn mein Mann ein Trinker oder Spieler wäre oder mich schlagen würde, dann hätten alle Mitgefühl mit mir, aber so heißt es nur, was willst du eigentlich, du hast doch alles...". Frauen mit der gleichen Thematik wollen sich mit diesen Problemen nicht auseinandersetzen, aus Angst in den eigenen Spiegel sehen zu müssen. Und die anderen reagieren mit Unverständnis da sie selbst ja noch vermeintlich viel größere Probleme haben. Und so geraten diese Frauen in eine Isolation und Ohnmacht, denn sich darüber zu beklagen ist ein gesellschaftliches Tabuthema "Dir geht es doch hervorragend im Vergleich zu vielen anderen".

Da die individuellen Bedürfnisse und Wünsche der Frauen auf der Stecke bleiben und sie sich permanent gezwungen sehen diesem Leben anzupassen, verkümmert ihre Seele und dies wird sich über kurz oder lang in einer Krankheit oder einer Sucht (Suche) ausdrücken.

Soweit muss es jedoch nicht kommen wenn die Frau erkennt, dass sie Hilfe benötigt und wenn es nur ein offenes Ohr ist, das ihre Ängste und Sorgen ernst nimmt. In meiner Praxis zeige ich den Frauen andere Sichtweisen, arbeite mit ihren Glaubenssätze, Lebens- und Verhaltensmustern und versuche ihre Selbstliebe und -wert zu stärken.

Wenn Sie solche Frauen in ihrem Freundeskreis (er-)kennen, dann gehen Sie auf sie zu und bieten Sie ihnen behutsam ein vertrauliches Gespräch an, wo sie ihr Herz ausschütten können. Reichen Sie die Hand, aber erwarten Sie nicht, dass sie gleich genommen wird. Zeigen Sie Geduld und Bereitschaft.

Wie jeder andere Mensch auch, benötigen diese Frauen Respekt und Verständnis für ihre Problematik und keine dummen Kommentare, denn materieller Wohlstand und Sicherheit alleine macht noch keinen glücklichen Menschen, daher ist es auch unsinnig darauf neidisch zu sein.


Begegnen Sie ihren Mitmenschen mit Offenheit und Verständnis,
es ist nicht immer alles so wie es scheint.
Astrid Gerda Schmid








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