Ich gehöre auch zu den Steh-auf-Menschen die immer als stark wahrgenommen werden, denen man vermeintlich mehr zumuten kann, die das schon "packen" usw. Und wenn ich dann mal eine Schwäche zeige weil es die Situation eben in diesem Moment erfordert, dann sind die Leute ganz erstaunt und sagen "so kenne ich dich ja gar nicht, du bist doch sonst immer so stark... bis hin zu "zeige dich doch mal öfter schwach, das macht dich gleich viel sympathischer". Ja, nee alles klar...
Auch Sätze "du bist ja und/oder bei dir ist ja alles so perfekt" höre ich öfter. Warum ist das so, fragte ich mich und kam zu der Erkenntnis; mich erleben die Menschen meistens gutgelaunt und fröhlich, was ich dann auch bin. Ich unterhalte mich gerne über alles mögliche, aber in einer positiven Art. Was ich im Gegensatz zu vielen anderen nicht mache, ich rede nicht über meine Probleme und wenn, dann nur mit sehr nahestehenden Menschen oder mit Menschen, die mir bei der Lösung des Problems auch tatsächlich helfen können. Die Energie folgt der Aufmerksamkeit und wenn ich meine Aufmerksamkeit immer auf meine Probleme legen würde, dann... klar, oder?
Grundlos schlechte Laune kenne ich wirklich nicht, auch launisch bin ich nicht, ich denke, weil ich mich selbst reflektiere und die Verantwortung immer erst bei mir suche. Wenn ich aber einen echten Grund zur Traurigkeit oder Sorge habe, dann zeige ich es auch, aber nur im dafür passenden Rahmen und gehe z. B. nicht auf eine Party um dort mit sorgenvoller Miene mein Leid zu klagen. Ich denke, alles hat seinen Platz und seine Zeit und auf einer Party habe ich in erster Linie Spaß.
Und dieses Verhalten mag anderen suggerieren ich stünde immer auf der Sonnenseite des Lebens, bei mir läuft alles easy und das Glück verfolgt mich auf Schritt und Tritt. Aber auch als starker Mensch erlebe ich unschöne Momente, habe Probleme und Schwierigkeiten, bin mal Opfer der Umstände usw. Der Unterschied besteht, denke ich, darin wie ich damit umgehe. In solchen Momenten leide ich auch, heule, schimpfe, schreie, bin unglücklich. Diese Emotionen schiebe ich dann auch nicht zur Seite oder verdränge sie sondern ich lasse alle zu und durchlebe sie. Ich kann also zum Erstaunen mancher Menschen in aller Öffentlichkeit zum heulen anfangen wenn es einen Grund dafür gibt und dass ist mir dann auch nicht peinlich. Dieser Zustand dauert bei mir allerdings höchstens ein paar Stunden an und dann kommt der Selbsterhaltungstrieb wieder und ich sage mir "und jetzt erst recht", stehe wieder auf, schüttle mich ab und gehe weiter.
In einer Welt voller Schein und Sein, voller gesellschaftlicher Konditionierungen und angepasst sein kommen manche Menschen mit Authentizität, Ehrlichkeit, Klarheit und Stärke nicht mehr gut zurecht. Gerade sehr sensible Menschen fühlen sich schnell von mir überrollt, angegriffen oder gar gemaßregelt. Was aber nicht ansatzweise von mir so gedacht ist, im Gegenteil, ich versuche immer den Menschen auf ihrem Weg zu helfen und ihnen andere Sichtweisen zu zeigen. Klar, bin ich als selbstbewusster Mensch von dem was ich sage oder mache überzeugt und vertrete dies auch entsprechend... ok, vielleicht dürften es manchmal mehr Blümchen sein . Meine Meinung ist eben auch nur eine Meinung und nicht DIE Meinung. Vor mir bekommt jeder auf Fragen eine ehrliche Antwort und wie er die interpretiert oder umsetzt bleibt ihm überlassen, denn auf seinem Lebensweg muss jeder die Erfahrungen machen die für sein seelisches Wachstum notwendig sind, in seinem Tempo und in seiner Art und Weise.
Ach ja... und es könnte sein, dass ich euch nächste Woche komplett das Gegenteil erzähle, wenn ich in der Zwischenzeit eine Erfahrung machen durfte, die mich hat umdenken lassen. Damit meine ich, alles unterliegt dem Wandel, nur weil ich einmal so gedacht habe, muss das nicht für immer sein.
Hierzu Artikel über das Geheimnis starker Menschen und Tipps wie man selbst stärker werden kann:
http://resilienzzentrum.de/downloads/Interview-hoerzu.pdf
http://www.stehaufmenschen.de/stehauf-menschen.html
Jeder Mensch hat Stärken und Schwächen.
Die Kunst ist es, die Stärken zu fördern und die Schwächen anzunehmen.
Kein Mensch ist besser oder schlechter als der andere, eben nur anders.
Finde deinen eigenen Weg und lasse anderen ihren Weg!
© Astrid Gerda Schmid